Auf zur menstruellen Anarchie!
Menschen mit Menstruationshintergrund haben es nicht leicht in unserer Gesellschaft. Noch immer ist es ein Tabuthema, für die Meisten ist es wohl eher eine „Monstruation“. Dieses eigentlich natürliche, alltägliche Phänomen der monatlichen Menstruationsblutung ist oft mit großer Scham verbunden. Sich mal eben von der Freundin einen Tampon vor aller Augen geben lassen scheint schier unmöglich! Schließlich scheint eine große „Menstruphobie“ unter den meisten nicht menstruierenden Menschen zu herrschen. Viele Menstruierende leiden im Stillen und ertragen ihre Bauchkrämpfe heimlich. Doch für einen gesunden Körper müssen wir uns nicht schämen und verstecken! Genauso wenig sollten der Sinn und die Funktion des Körpers mit Ekel verbunden werden! Nichts daran ist unnatürlich, wenn uns einmal im Monat die Schleimhaut der Gebärmutter Richtung Unterhose läuft!
Die Werbung gaukelt uns „Frische“, „Reinheit“ und „Sicherheit“ durch Einweg Menstruationsprodukte vor! Die Worte spiegeln die Periode als etwas sehr Bedrohliches wider. Schließlich könnte es ja passieren, dass andere merken, das mensch/frau* ihre Tage hat. Dahingehend wirbt übertriebene Glorifizierung von perfekten Körpern, welche in Werbespots für Tampons und Co. in weißen Kleidern fröhlich durch den Park `schweben´. Schließlich müssen Menschen die ihre Tage haben, so tun als wäre nichts. Wie soll so ein offener, natürlicher Umgang mit dem Thema stattfinden? Außerdem sind die Einmal Binden und -tampons alles andere als Rein und verschmutzen unsere Umwelt.
Ein Statement gegen diese verschönernde Werbung und gegen umweltverschmutzende Einwegprodukte setzt das Start-up „The Female Company“, welche Tampons ohne Chemikalien und Plastikfolie aus Bio-Baumwolle herstellt. Des Weiteren möchten sie mit ihren Plakaten das Thema Menstruation von Tabus befreien. Mit Bildern von senkrechten Mündern/Lippen, welche an die Form einer Vulva erinnern und dazu passenden Slogans wie „Meine Produkteinführung des Monats“ und „Keine Scham, Lippen“ versuchen die Stigmatisierungen abzubauen.
Doch woher kommt eigentlich die Tabuisierung der Menstruation? Das verkrampfte Verhältnis zur Zyklusblutung hat eine lange Geschichte. Über mehrere Jahrhunderte wurde die monatliche Blutung als eine Krankheit und toxischer ‚Ausstoß´ angesehen. In vielen Kulturen und Religionen galt und gilt sie teilweise bis heute als etwas ‚Unreines´ und ‚Schädliches´. Ende des 19. Jahrhunderts legten Männer sogar Verhaltensregeln für die Frauen fest während der Menstruation und untersagten Ihnen bestimmte Tätigkeiten. Noch vor dem Einzug patriarchaler Religionen begegneten die Menschen der Menstruation mit Ehrfurcht statt mit Ekel. Sie wurde als eine übernatürliche, göttliche und heilige Kraft betrachtet.
Was wir brauchen ist die rote Revolution hin zur menstruellen Anarchie, raus aus der Tabuzone und weg mit dem Periodenscham! Unser Körper ist durchaus politisch und bringt die Geschlechterverhältnisse ins Wanken! Ohne die Menstruation, welche die Grundlage der Fruchtbarkeit ist, wären wir jetzt alle nicht hier. Doch solange wir in einer patriarchalen Welt leben und arbeiten wird es kein Verständnis für den menstruierenden Körper geben. Seit einiger Zeit setzen sich vor allem Frauen für mehr #PeriodPositivity ein. Beispielsweise die Menstruationsfotografin Jackie Devies oder die Künstlerin Sarah Levy, welche mit ihrem eigenen Blut ein Portrait von Donald Trump (#BloodyTrump) skizzierte. Direkte Konfrontation hilft bekanntlich gegen den gelernten Ekel. Auch die Kampagne „Free Bleeding“ setzt sich für einen offenen Umgang mit der Menstruation und für ein besseres Körperbewusstsein ein. Dennoch sind dies erst kleine Zeichen in der Roten Revolution! Daher lasst all unsere PeriodPower zusammennehmen und eine Enttabuisierung der Menstruation erkämpfen! Damit sexistische Scherze wie „Die hat doch ihre Tage…“ für immer Geschichte sind!
Solidarische Grüße F_AJOC Berlin